Bonjour!
Fromage et Beletage, Baguette et Soufflette, Croissant et Chanson, Rouge et Mousse, Chic et...
Oui, das ist Frongkraische!
Vieles ist so wie man es wirklich vermutet. Frauen schauen in Fenstern nach ihrem Aussehen. Schals sind lediglich Modeaccessoire. Selbst bei 9 Grad Quecksilber und Wind.
Es gibt Frauen und Männer mit ansehnlichen Figuren. Abends joggen Hunderte an den Wegen an der Seine entlang. Von nichts kommt nichts. Viele Frauen schauen aus wie Sophie Marceau, aus dem Film La Boum gehüpft. Sie sind auffällig geschminkt, tragen klackernde Absatzschuhe, sind drei-Wetter-betafft und mit breitkrempigen Sommerhut ausstaffiert. Kerle sehen aus wie der kanadische Politiker Justin Troudeau oder der Sänger Alain Chamfort. Schöne Lederschuhe kombiniert mit elegant geschnittenem Mantel und Lederhandschuhe in passender Farbe.
Im Bevölkerungsbild sind 20% schokoladig. Um Political Correctness an den Tag zu legen: Dunkler Hautfarbe ist jeder fünfte Pariser, in der Metro jeder Dritte. Sofern man männlich ist, sieht man aus wie Omar Sy oder trägt Vollbart.
In den Boulangerien und Brasserien mampft es sich gut. Roter Traubennektar trinkt sich hier auch gut. In den vollen Glasmüllcontainern aus Plaste stapeln sich die leeren Weinflaschen vom Vorabend. Sie sind bis zum letzten Tropfen ausgeleert. Crêpes und Crème Brûlée sind der Brüller. Wenn man will, kann man überall (recht teuer) einkehren ohne geschmacklich enttäuscht zu werden. In jedem Viertel wird der Entdecker belohnt. Außer vielleicht in der Banlieue, wo er entlohnt wird..
Zum Verkehr möchte ich auch etwas sagen. Autos lieben den Kontakt. Beim Einparken. Jedes zweite Mal, wenn jemand die Lücke für sich entdeckt, kann man darauf warten. Die Stadt der Autobumser könnte man mehrdeutig feststellen. In Deutschland würde man einen ganz unzweideutig an die Gurgel springen. In Frankreich ein Grund zum Feiern, Ausdruck der Liberté. Motorisierte Zweiradfahrer fahren hier weniger Harakiri als in Italien. Es werden Helme aufgesetzt und an Fußgängerüberwegen wird jedes zweite Mal artig gehalten. Die Polizei kontrolliert hier auch mal. Alles ist irgendwie europäischer. Die Sprache französischer. Wie hier Hallo und Tschüss gesagt wird, lässt einen singen mögen. Und dieses melodische "Monsieur" wenn man irgendwo was kaufen möchte, ach toll! Auch Fluchen hat hier ästhetischen Eigenwert. "Mince alors!" ist Schnee von gestern. Heute pfeffert man dem lieben Polizeibeamten nach Überfahren der kirschgrünen Ampel "Sacrebleu!" oder "Saperlipopette!" an den Beamtenhut. (Das kann man multifunktional auch den schwarzhäutigen Franzosen an den Kopf werfen, die einen an Sehenswürdigkeiten mit Gewalt irgendwelche Armbänder verticken möchten.) Die Worte gehen nach dem Zungenbruch runter wie Öl. Danach wird großzügig der Staatsanwalt geschmiert, damit man aus der Sache mit der Beamtenbeleidigung gut wieder raus kommt.
Wer Frankreich hautnah mag, besucht einen der vielen Märkte in der Stadt. Dort trifft man alte Verkäufer, die französischen Slang sprechen. Da wird man kurzerhand für einen Armenier gehalten und für einen lang verschollenen Sohn des Händlers. Dann radebrecht man auf seinem verschollenen Französisch man sei aus Deutschland und bekommt, da man dem Französischen kämpferisch und brüderlich die Stirn bietet, noch 3 Bananen und 6 Clementinen obendrauf. Das alles zu seinem eigentlichen Einkauf von 2 Bananen und 3 Clementinen für insgesamt nur 1,30€. 5 Bananen und 9 Clementinen später schaut man sich als wandelte Obstplantage die nächste historische Köstlichkeit an: die gesamte riesige Innenstadt!
Der Eiffelturm ist groß, das bekommt man erst so richtig zu spüren, wenn man vor und unter ihm steht. Jede volle Stunde setzen sie den unter Strom. So sieht es jedenfalls aus. Da gibts die krasse Lasershow und Lichtfunken jagen sich das Stahlkorsett hoch. So stellt man sich Glühwürmchendisko vor, die eskaliert. Steht man direkt unterhalb, ist es galaktisch.
Im Jardin des Tuileris kann man Boule-Spiele mitverfolgen und am Teich chillen; im Jardin du Luxembourg Blumen anschauen oder einmal günstig ins Klein-Amerika reisen und der Freiheitsstatue nah sein. Das größere Original -der Prototyp des Geschenks an die Amerikaner- steht auch etwas außerhalb bei der Pont de Grenelle und thront über der Seine. Oder sich gleich nebenan bei steten 14 Grad unter der Erde etwas aufwärmen und das triste Grau Paris' für eine gespenstische Stunde hinter einem lassen. Im weltweit größten Grematorium, Catacombs des Paris. Im schlecht beleuchteten Beinhaus liegen die Knochen von insgesamt 6 Millionen Menschen… Ein makaberer Ort, faszinierend und bedrückend gleichermaßen. Wer sich davon erst einmal erholen muss, sollte Orte der Freude und des Umschwangs aufsuchen: Das gepflegte Studenten- und Publeben hat man am besten im Distrikt rund ums Panthéon Richtung Notre-Dame. Sehr gemütlich und preislich vertretbar. Viel Multi-Kulti und Zuhause-Stimmung. Oder man macht eine Bootsfahrt mit anschließender Crazy Boot Rivers King Party, wo alle Franzosen wie wild kreischen, wenn es unter Brücken durch geht. Danach tanzt man Salsa bis der Morgen einen ins Bett jagt. Oder man quicksteppt ins Louvre. Da wo die Pyramide und alles auf dem Kopf steht. Viele vergessen nicht nur ihren Kopf beim Anblick von da Vincis Lisa. Von Gegenständen des Byzantinischen Reiches, über Napoléons Privatgemächer, über Louis XVIII Schlafpritsche, Trinkpokale aus Gold, Reliquien, handgewebte Prunkteppiche, Statuen aus x-Dynastien, Möbilar, Sammelleidenschaften der Mächtigen bis zu lächelnden Gemälden, alles ist hier vertreten. Die Mona Lisa ist es übrigens nicht unbedingt Wert. Zu viel Rummel, viel zu viel Smartphonekrieg. Keiner, der sich das Gemälde wirklich anschaut, ohne durch die künstliche Linse zu geilen. In der ehemaligen Residenz französischer Könige gibt es nichts, was es nicht gibt. Und das ist sehr viel. Der Eintritt lohnt sich definitiv. Aber es sei gewarnt, es ist so viel, dass man gar nicht alles sehen und mit Würde betrachten kann. Einen Großteil des Tages sollte man dennoch für das, was einen interessiert, einplanen. Im Anschluss ohne Limit Shoppen im Printemps du Louvre und anderen günstigen Boutiquen. An dieser Stelle zu nennen die Galeries Lafayette. Sieht aus wie eine Oper, nur viel teurer. Da gibt es Guerlain, Vuiton, Chanel, Cartier und Co. Wer sich fragt wo die ganzen Frauen Paris' stecken, dort wird man fündig.. Wer seine Kreditkarte nicht belasten kann (oder will), schlendert interessiert durch Welten anderer Einkommensverhältnisse und schaut sich die tolle Kuppel an. Ganz oben im 7. Stock wartet auf der Terrasse ein super Blick über Paris.
Hat man mehr Zeit, fährt man für einen Tag nach Versailles. Beweihräuchern lässt man sich darauf in JeanPaul oder der Sacre Coeur.
Es gibt auch das andere Paris. Jede Unterführung stinkt intensiv nach Urin. An jeder größeren Straßenecke Obdachlose und Bettler. Dreck. Salut Lutetia!
Franzosen sagen von ihr aus, dass man eine längere Zeit hier zufrieden leben kann. Nach 3 Wochen sollte man sich aber eine andere Wohnstätte auserkiesen.
Viva la France!