Florenz packt einen. Die Aura, welche diese Stadt umgibt, packt einen. Das merkt man auf den ersten Metern, gleich nachdem man den Bahnhof, einen verdammt hässlichen Zweckbau, hinter sich gelassen hat. Selbst im leichten Nieselregen hat man keinen Zweifel an der Schönheit dieser Stadt der Medicis. Selbst an den Hauptknotenpunkten kann man gut von den Auspuffabgasen, dem Hupkonzert und der stürzenden Menschentraube absehen. Wer Italien erleben möchte mit allem was es auszeichnet, muss diese Stadt sehen. Er muss! Häuser, Straßen, Fluss, Architektur, Kultur, Menschen und italienisches Lifestyle. Das alles gibt es hier. Man möchte sofort nach der Ankunft die allerersten Stunden nutzen, um um die Häuser zu ziehen und diese Stadt zu entdecken. Es musste aber noch etwas warten.
Nach dem Check-In bei Tasso einem unkomplizierten Italiener, der mir nach einem wenig businesshaften Willkommen in seinem chilligen Musikhostel und den Formalitäten gleich mal einen selbstgemixten Begrüßungstrunk reichte, bezog ich angeheitert im Zimmer Stellung und traf meine neuen Mitbewohner.
Natalie und Linda aus den Staaten, Li aus Südkorea, den Australier Saxon und Kyle aus Kanada. Und natürlich Esther, meine nette Wiener Bekanntschaft aus Bologna. Wir freuten uns beide uns wiederzusehen. Der Raum war schon über mein Kommen unterrichtet wurden, was ich sehr herzlich fand, aber auch eine Spur bedenklich. Nicht immer toll, wenn einen der Ruf voran eilt? Gibt ja immer zwei Seiten.. Gänzlich unbedenklich waren auf jeden Fall die Lebensgeschichten meiner Backpacker-gemeinde. Alle Hostelschläfer (ja alle!) haben ihren Job gekündigt oder eine Auszeit von ihrem Chef erwirkt und sind einige Monate auf Tour. Man weiß gleich, dass mit diesen Leuten alles in Ordnung ist. Wie gesagt: sehr unbedenklich.
Nachdem jeder vorerst seiner Sache nachging, trafen wir uns am Abend alle gemeinschaftlich in der Lobby und tranken gesellig einigen Wein. Es war einiger Wein und es wurde spät. Sehr spät. Als wir nachts noch durch die Straßen stromerten, schauten wir vom kleinen geheimen Wehr des Arno aus auf die florentinische Brückenskyline mit Ponte-Vecchio als Höhepunkt. Mit Mühe sagten wir uns von dem Anblick und der Stille los. Glücklicherweise fanden wir anschließend auch unser Hostel wieder.
Dann kam sehr früh der nächste Tag:
Nachdem ich morgens kurz meinen Kater gestreichelt habe (das Hohelied der Übelkeit musste aber nicht angestimmt werden) ging es den ersten richtigen Tag bei sonniger Morgenstimmung durch Olivenhaine und gewundene, enge Bergstraßen, die durch hohe Steinmauern eingefasst sind.
Eine Stadt von oben zu betrachten, ist immer eines meiner ersten Schritte.
Im Anschluss an die hohe Warte holte ich mir im Palazzo Pitti ein großes Auge, nachdem ich durch eine sehr erholsame Parkanlage schlendern durfte, wo Enten und Reiher einigen Krach machten und u.a. Porzellanmeisterwerke, alte Kostüme und moderne Kunst zu bestaunen sind: Giardino di Boboli. Der Klang des Namens allein bringt die Ohren zum klingeln und veranlasst einen schon da hinzugehen! Den gesamten vorangeschrittenen Tag kann man im Park und im Schlosskomplex gut zubringen. Mit einem Buch und Proviant im Schlepptau als Belohnung die Sonne genießen und auf Florenz schauen. Und sich anstecken lassen von so viel architektonischer Stimmigkeit und Vielseitigkeit.
Hetzen bringt hier nichts. Ich habe (abzüglich Pisa und Siena) noch 3 volle Tage Zeit. Auch wenn das zu wenig ist. Vielleicht gibt es Nachspielzeit. Mal sehen. Die Stadt hat ganz viel zu bieten.
'There are no strangers here..only friends you haven't met yet', ist das Motto des Hostels. Ich glaube auch Florenz hat schon nach den ersten Stunden einen neuen Freund gefunden.
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