Donnerstag, 20. Oktober 2016

Vienna Calling!



"Hello, dear? VIENNA calling."
...
"Hello - Ohoho. Vienna calling! (2x)
Wien, nur Wien, du kennst mich up, kennst mich down, nur Wien, nur Wien,  du kennst mich allein. Wien, nur Wien, nur Wien, ja wo sind deine Frauen?"

Warum die Wiener Madels so einmalig sind und man sie deshalb vermisst, wenn man nicht im damaligen Vindobona weilt, fragte sich bereits Johann Hölzel alias Falco. Dieser besang 1985 mit dem gleichnamigen Titel "Vienna Calling" nicht nur für mehrere Wochen die österreichischen und internationalen Spitzenplätze der Charts, sondern sprach der Wiener Lebe-Mentalität aus der Seele und hatte absolut recht damit. Ausstrahlung, "a grandios Charisma" wie es hier genannt wird, haben viele Wiener, weiblich wie männlich. Das alles aber mitsamt einer saumäßigen Aussprache! (Als sprachwissenschaftlich Angelernter muss man das anmerken. Nur ganz am Rande.) So wird hier bspw. überall gerne gegenseitig Grießbrei an den Kopf geschmissen, anstatt gesittet gegessen (Griaß di). Wenn man sich hier trennt oder nach Hause geht, wünscht man den ollen Gesprächspartner sogleich in die verwaisten Berghänge der Alpen, wo man Widder anschauen soll (Wiedda schauuuon). Oder es eskaliert beim Kaffeeplausch gehörig: Mir langts (Melange)! Auch ist der Pessimismus und die Todessehnsucht unter den Wiener (Würstchen) groß ausgeprägt. Nach dem eigenen Befinden gefragt, wollen alle immer nur einen Gurt (eh guat). Wahrscheinlich um sich lebensmüde zu erhängen. Schrecklich! Da traut man sich gar nicht mehr zu fragen und schaut nur betrübt auf die eigenen Füße. Das sind nur einige Beispiele für Sprachverfall vom Feinsten. Meine Theorie ist folgende: Wahrscheinlich liegt das an dem hohen Schnitzelkonsum. Denn wenn das so weiter geht, gibt es bald auch keine Wiener Einwohner mehr!!! Da müssen dringend Alternativen her! Da müsste dann das Wiener Schnitzel in Touristen Schnitzel unbenannt werden. Dies könnte sich aber unter Umständen negativ auf Hotelbuchungen ausüben. Die Folge wäre der wirtschaftliche Kollaps und.. Grützwurst! Naja dann lieber weiter machen. Der Kannibalismus hat mit dem Schnitzel sichtlich seinen höchsten Genuss gefunden...Apropos Genuss: Auch Leseratten sollten ihr Hobby in Österreich niemals öffentlich machen und im laufenden Gaststättenbetrieb dem Bücherwälzen nachgehen. Entscheidet sich der Gast vom herannahenden Ober genötigt dazu seine verspeiste Sachertorte abzutrainieren und langsam zu zahlen und spricht -ein Auge auf dem Daniel Kehlmann lassend: "Na ein Seiterl noch, dann bezahl ich", kommt man niemals weg! Das wars für den Abend! Vielmehr wird einen dann immer ein neues BIER aufgetischt, auch wenn die Seite schon fünfzig Mal zu Ende gelesen wurde. Am Ende ist die Rechnung dann so lang wie der Roman, den man völlig blau durchschwommen hat. Tritt man dann in die mitreißende Nacht hinaus, spricht man dann jede Frau mit "Du hast schöne Augen" an. Was ehrlich gesagt gar nicht so leicht zu beurteilen ist, da einen die Dunkelheit übel mitspielt. Man möchte im hölzelschen Cha-Cha-Cha durch diese wundervolle Stadt tanzen und alles aufsaugen. Auch wenn dabei die Füße nass werden. Doch Socken haben sichtlich mehr Saugkraft als erwartet. Freudig sprang ich nämlich den Regenschirm schwingend in Pfützen umher und hörte das komplette Falco Album hoch und runter. Diese Stadt pulsiert und ist doch gleichsam so verletzlich und schnell eingeschnappt wie ein bockiges Schulkind. Ab und an trägt sie die Nase höher als sie müsste. Aber gut. Wien ist das glänzende Tor zum Osten schlechthin und gefällt sich selbst auch gut darin. Von der alten Habsburger Demütigung diese Stadt im 13. Jahrhundert nur gelegentlich mal zur Hauptstadt zu machen, hat sich Wien toll erholt. So toll, dass 4 Tage kaum reichen werden sich an ihrem Angebot satt zu sehen. Man dürfte einfach nie blinzeln, da man sonst viel zu viel verpasst. Aber passt schon. Aliens aller Art sind in Wien definitiv richtig. Nicht nur 1985. Auch 2016. Ein Schönbrunn(!) ist diese Stadt für jedermann, der es mal braucht. 
Dieses Wien ist ein Kickstarter des Lebens.
Wie ein rettender Anruf eines verloren geglaubten Freundes. Egal wer hier auf sein Smartphone schaut, er findet mindestens einen Anruf. Wenn nicht, kann er darauf warten. Eine alte bezaubernde Dame wird ihn anrufen. Eine Dame mit Namen, Vienna.
....
....
Eingehender Anruf: "Vienna"



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen