Servus Schätzle! Nicht abwägele! Lies was Schönle:
Getrieben vom warmen Föhnwind und da ich mir das Bodenseefeeling noch ein wenig bewahren wollte, machte ich heute einen Tagesausflug nach Bregenz. Um dem dichten Nebel die Chance zu geben sich freiwillig zu verziehen, erkundete ich vorerst diese gediegene Stadt der Ösis; erkletterte den Martinsturm und ließ mich vom Lächeln schöner Menschen und den freundlichsten "Servus", die ich jemals im Leben vernommen habe, durch die Hafenanlagen der Stadt treiben. Ich geh also schon aus Bregenzer-Buab durch. Toll!
Anschauen sollte der Bodensee-Urlauber außerdem die Morgenvorstellung der Oper Carmen (Nebel?!). Das Ganze unter freiem Himmel! Auf der weltweit beachteten Freilicht- und Seebühne habe ich in der letzten Reihe der Loge Platz gefunden und dem Nebelgeister-Spiel gelauscht. Hören ist ja das neue Erkennen. Erst als die Bühne abgebaut wurde, klatschte ich johlend Beifall und verließ euphorisiert das Geschehen. Völlig benebelt. Aus den geglaubten Schauspielern wurden langsam entspannte Bauarbeiter. Ich realisierte mit einigen Bedauern, dass die Veranstaltungssaison erst kommendes Jahr wieder beginnt.
Bei immernoch feinstem Frühnachmittagsnebel erklomm ich daraufhin den Pfänder bei Bregenz. (Pfänder hat hier nichts mit leeren Pfandflaschen gemein.) Aber jeder muss hier seinen Pfand -unten oder oben am Berg- lassen. Wie ein Nebelhorn schnaufte ich gut 2 Stunden den Berg hinan für eine atemberaubende Fernsicht -wenn sie da gewesen wäre... Ich sah ein irre Nebelmeer und fühlte mich wie Casper David Friedrich himself.
Man kann natürlich auch lässig in 6 Minuten mittels Pfänderbahn dieses Erlebnis vorziehen und sich hochkutschieren lassen, doch wo ist da der Spaß? Später ließ ich mich lieber in der Gondel abseilen, wobei Hochfahren mir sicher einigen Schweiß erspart hätte. Wanderequipment ist nicht unbedingt Pflicht, aber in der Talstation wird ausdrücklich darauf hingewiesen die Flipflops lieber am Strand zu vergessen und gegen festes Schuhwerk einzutauschen. Mit Wanderboots bewaffnet ging es schön gewunden und vor allem steil bergan. Dass es für mehr direktes Erleben sorgt und gut für die eigene Gesundheit ist, motiviert man sich den gesamten Weg hinauf.
Als ich nach 25 min eine lächelnde Frau an mir vorbeijoggen sah, die mir "Servus" zuhauchte, japste ich anerkennend zurück.
An besonders üblen Passagen leisten einen eine mitgenommen wirkende Bank und die Jungfrau Maria, Mutter Gottes persönlich, Gesellschaft. Danach ermahnt einen ein hölzernes Wanderzeichen in Rot -in regelmäßigen Abständen plaziert- weiterzustapfen und nicht vom Berg zu fallen. Rot: die Farbe der Achtung. Der Hochachtung in meinem Fall. Ich bin so einiges gewohnt, aber steile Alpenwege sind eine andere Liga und für Nicht-Erprobte durchaus herausfordernd.
Ab und an hört man die Waldpolizei, den Tannenhäher, lamentieren, wenn man sich an einem ebenen Stück Wegs erfreut.
Nach anfänglich mühsamen Schritten gelangt man in den Wandermodus: der Tritt wird fest und gleichmäßig, man vergisst alles, was angeblich wichtig ist um einen herum und saugt die Natur ein. Was zählt bist du, die nächste Wurzel, der nächste Stein, das Geräusch fallenden Wassers, fern bimmelnde Kuhglocken. Hier lebt man den Moment. Worauf es ankommt sind dein Geist, deine Muskeln, dein dampfender Atem und die Natur. Mehr nicht! Einfache Mathematik. Es macht Spaß und Zeit spielt keine Rolle.
Belohnt wird man oben in der Gipfelstube Alpendohle mit einem süffigen Hofgutsbier und einem Alpenburger. Am Ende sogar mit vorbeischauenden Sonnenstrahlen. Dadurch beflügelt,schlug ich den Wildpark-Rundweg ein und stattete Murmeltier, Mufflon und Co einen Besuch ab, bevor ich ein bisschen den Käseweg lief und abschließend hinuntergondelte.
Käseessend liegt mein Körper nun ein letztes Mal im Sofa der Lobby. Ich habe es aufgegeben noch irgendwann mal in irgendeiner Sache völlige Klarheit zu erlangen; gerade bei lächelnden, 'Servus' rufenden Frauen. Aber langsam lichtet sich der Nebel: dieser Tag war 'lifesteil total' und machte Freude.
Servus sagen macht auch Freude.
Und es bedeutet auch 'Auf Wiedersehen'.
Also: Servus!
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