Montag, 17. Oktober 2016

Mit Herzblut gekocht: Graue Linzer Suppe


Nachdem die letzten Reiseziele aufgrund unterschiedlichsten Gründen (z.B. ungebändigte Reiseeuphorie, Sommersonne, Naturflash,...) sehr positiv eingefärbt waren, muss heute mal nichts geschönigt werden. Zu Besuch in einer österreichischen Großstadt, die auch oft dieses Feeling vermittelt. Die etwas andere Liebeserklärung:

Liebe Linzi,

ich möchte für Dich singen. Nur meine ungewisse Liebe für Dich, schnürt mir die Kehle zu. Grau, so grau sind alle Deine Straßen. Grau-trübes Wetter, Wolken überall. Schade dass in Deinem Herzen und auch auf Deinem jungen Haupt viel Grau ist, viel gebaut wird und man immer Bagger-und Baumaschinenlärm vernimmt, der vom Autokrach dumpf abgelöst wird. Deine Städte- und Verkehrsplaner sollten Dich ganz ganz anders behandeln! Bitte richte diesen Theoriebauern aus, die pulsierenden Autotrassen nicht durch Deine innere Altstadt zu kanalisieren! Das tut Deiner zarten Seele weh! Deine Seele, welche doch die drittgrößte des Landes ist. Und vergiss nicht, dass Dir ein farbiges Kleid für Deine Fassade viel öfter als nur an Feiertagen gut steht! Als ich Dich sah, weintest Du oft. Warum? Kränkte ich Dich? Verzeih meine stürmisch Ungeduld! Mein forsches Drängen. Es war nur der Versuch Dir meine Zuneigung zu unterbereiten. Nicht wissend, ob Du sie erwidern tätest?
Ich pflückte Blumen für Dich, Linzi. Sie liegen ausgebreitet vor dir: Mir gefallen Deine Vielzahl an kulturellen Bewohnern, die sich im Volksgarten tummeln, Deine imposanten Kirchenschiffe, an die alle hektisch und gebeugt vorbeilaufen, Dein wunderprächtigster Mariendom (der größte Österreichs), Deine tolle, mehrere Meilen lange und lebendige Promenade mit alten Straßenbahnwagen, die sich wie Würmer durch die Wohnhäuser der Zeit fressen, hin zur schnell fließenden Donau und Deine etwas zu steril wirkenden Altstadtbauten, die sich mit einigen neuen Häuserfassaden sehr beißen. 
Auch wenn Du die schöne blaue Donau hast, die hier nur breit und trüb dahinfließt und an der Johann Strauss damals gerne Walzer tanzen ließ, wirst Du immer im großen Schatten Wiens und Salzburgs wandeln. Bitte, weine nicht! Nicht deswegen! Du weißt, dass es so ist. Das ist zugegeben auch eine schwere Bürde. Aber mach Dir nichts daraus. Sei Du selbst. Dein Hauptplatz zeigt deinen wahren Glanz. Wie das Herzstück, Deine marmorne Dreifaltigkeitssäule, will ich Dich strahlen sehen. Zeig Dein Lächeln doch öfter. 
Du bist schön, aber erst beim zweiten oder dritten Blick. Ich will doch immer ehrlich zu Dir sein. Hatten wir uns dies nicht versprochen? Mein nächstes Treffen mit Dir, wird inniger. Ja, das wird es! Nicht nur für 4 Stunden können wir uns scheu betrachten. Ich bleibe länger und bringe Sonne mit. Abgemacht? Da können wir uns besser kennenlernen. Wirst Du auf mich warten? An unserem Ort?
Pfiati Schatzi!

Der Deine.

P.S. Bitte schmoll nicht, Liebes. Dein Mittagsschnitzel war auch gut. Auch wenn es ein Wiener Schnitzel war. Aber Du brietest es selbst. Das gefiel mir. Nochmaligst der Deine.




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