Im schwarzen Trauerflor (symbolisch) habe ich Wien also hinter mir gelassen. Vor mir liegt eine Großstadt angenehmer Größe: Graz. Im Sonnenlicht. Das Aufbäumen des Spätsommers ist deutlich in Luft und an Bekleidung der Menschen spürbar. Man merkt, die Reise geht nun nach Süden. Mein erster Eindruck:
Alles halb so Graz wie gedacht! Viel viel schöner als Linz. Natürlich reicht es nicht an Wien heran, aber das muss es auch nicht! Denn Wien ist Wien und Graz ist Graz. Beide sind für sich betrachtet hübsche Orte. Auch wenn der persönliche Zeiger gern zu einer Seite ausschwenken würde. Doch es ist verdammt schwer solche Vergleiche eben nicht anzustellen! Auch und gerade im Leben. Man vergleicht. Immer! Angefangen in der Schule: Torben schafft es auf Klassenfahrt 4 Rum-Cola in 3 Minuten zu exen, Timmi nur 1,5. Torben bekommt eine Freundin und darauf ins Krankenhaus. Timmi bekommt keine Freundin ab, kann aber nach Hause fahren und versucht beim nächsten Mal mehr zu schaffen. Das ist soziale Bezugsnorm. Vergleichen. Man vergleicht z.B. das letzte Konzert seiner Lieblingsband mit dem gerade laufenden und betrügt sich im Genuss des Moments. Man vergleicht das galaktischste Sushi seines Lieblingschinesen, von dem man ein Geschmacksorgasmus hatte, mit der im Laden gekauften Variante. Oder, um noch deutlicher zu werden, man vergleicht die Marotten und Praktiken des neuen Partners mit denen des letzten Ex. Es wird immer verglichen. Doch das muss man nicht (zwangsweise). Das Leben, Menschen und Städte sind pauschal nämlich schwer vergleichbar. Das ist der Sache an sich und dem individuellen Subjekt gegenüber nicht fair. Wir leben aber in einer Welt in der wir Vergleiche bewusst oder unbewusst anstellen (müssen). Weil eben nichts an sich ist, sondern nur in Beziehung zu uns. Zack, verglichen! Zack! Schon wieder verglichen! Effizienz trifft da auf Effektivität. Vergleiche anzustellen hilft uns in Kategorien zu denken und Energie zu sparen. Oft wissen wir aber nicht welche Maßstäbe wir zum Vergleich nutzen. Manchmal ist es dahingehend besser Kategorien zu sparen und denkende Energie einfach rauszuhauen, bis man die Kategorien klar hat. Das mache ich jetzt mal. Wenig ressourcensparend:
Die Reise von der Hauptstadt ins Land der Weststeiermark kann mit Fug und Recht als eine der schönsten Zugstrecken des Landes angesehen werden. Der moderne und saubere Railjet der ÖBB schlängelt sich durch Paradelandschaften alpiner Märchen: Täler, Flüsse und kleine Schluchten. Er überquert Brücken, kriecht durch Tunnel, lässt verstreute Hütten und braungescheckte Kühe anmutig vorbeiziehen; passiert Bergstraßen, die sich stur den Weg durch orange-grüne Baumlegionen bahnen. Der aufmerksame Fahrgast drückt sich die Nase an rauen Klippenbergen und Steilhängen platt, auf denen ganz oben Kreuze oder kleine Kapellen stehen -gehalten von Luft und blaugrauem Himmel. Fehlen nur Almbläser in Tracht mit Langhörnern!
Dann ist man auch schon im galaktischen Bahnhof der Stadt Graz. Gleich daneben ist mein Hostel gelegen. Hier ist alles echt A&O. Nur W wurde nicht erreicht. W-LAN klappt nicht wirklich, sodass ich morgen vielleicht mal zum Free-WiFi am Bahnhof tingeln werde, um etwas abzusenden. Ich teile mein 4er-Hostelzimmer, das stark an ein Hotelzimmer erinnert, ganz transparent mit 3 transzendentalen Mitbewohnern, d.h. ich bin allein! Was zur Abwechslung auch erfrischend gut tut. Auch wenn ich bisher nur Glück mit meinen reisenden Zimmerkollegen hatte und mir das Vertraute einiger Bekanntschaften durchaus fehlt, gibt es kein Schnarchen, kein frühes Kofferpacken oder spätes Bettgequietsche, kein irgendetwas, das an jemanden in unmittelbarer Nähe erinnert. Zum ersten Mal in der Unterkunft auf der Reise, nur Ich. Zur Abwechslung seltsam guttuend.
Dann ist man auch schon im galaktischen Bahnhof der Stadt Graz. Gleich daneben ist mein Hostel gelegen. Hier ist alles echt A&O. Nur W wurde nicht erreicht. W-LAN klappt nicht wirklich, sodass ich morgen vielleicht mal zum Free-WiFi am Bahnhof tingeln werde, um etwas abzusenden. Ich teile mein 4er-Hostelzimmer, das stark an ein Hotelzimmer erinnert, ganz transparent mit 3 transzendentalen Mitbewohnern, d.h. ich bin allein! Was zur Abwechslung auch erfrischend gut tut. Auch wenn ich bisher nur Glück mit meinen reisenden Zimmerkollegen hatte und mir das Vertraute einiger Bekanntschaften durchaus fehlt, gibt es kein Schnarchen, kein frühes Kofferpacken oder spätes Bettgequietsche, kein irgendetwas, das an jemanden in unmittelbarer Nähe erinnert. Zum ersten Mal in der Unterkunft auf der Reise, nur Ich. Zur Abwechslung seltsam guttuend.
Gut tun auch die einst hängenden Gärten von Graz, deren Weinstöcke allerdings nicht mehr in Traubenpracht stehen. Der Schlossberg, an seinen Hängen vor 400Jahren der Waldrapp sang, ist das Herz dieser Stadt und er gewährt einen Blick, der befreit. Gleich neben dem Wahrzeichen, dem einmaligen Uhrenturm, führen viele eigene Wege zu der Stadt hinunter, die mir gefällt. Die Stadt, die das einladende Kunsthauscafé hat, das futuristische Kunstmuseum, die Buden und Wagons am Hauptplatz, Skateboarder, die sich von Hunden über grobes Pflaster ziehen lassen, ansteckende Straßenmusik, jugendliche Fußballspieler im Volksgarten, die eigenartige Murinsel, den schweißtreibenden Kriegssteig und und und. Es ist ein passendes Bild.
Graz passt hier gut her.
Mein Graz ist sicher nicht dein Graz. Fahr mal hin, dann können wir vergleichen, ob ich damit kategorisch falsch liege. Ich vergleiche diese Aussicht auf die Stadt nicht. Sie bleibt in meinem Kopf. Unvergleichlich!
Hallo und vielen Dank für den tollen Artikel zum geliebten Graz. Ich bin dort ab und an zur Fußpflege. Ich mag diesen Blog because "Steirerbluat is ka Nudelsuppn".
AntwortenLöschenHallo Michaela, vielen Dank für deine lieben Zeilen und deine offene Rückmeldung. Ein Blogger lebt davon. Danke! Ich hoffe dir geht es gut und du genießt den Sommer in Österreich!?Momentan bin ich gerade privat in Hinterstoder und Großraming: sehr urige Ecke.
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