Ich bin ledig, 23. Und Steinbock. Einfach ein Single. So sagt man heute. Und für einen Single ist Silvester die
tollste Zeit des Jahres. In Anführungszeichen. Ganz große Anführungszeichen. Denn
es ist vielmehr die Zeit, in der man herzlich wenig zu lachen hat. Als alleinstehender Mann wohlgemerkt. Ist man kein TV-Bachelor, Vollidiot oder Saufkopf, ist es ganz schön hart. Also zu Silvester.
Silvester ist dann immer wie jedes Silvester. Zumindest nachher. Also wenn man mit Kopfschmerzen in einer anderen als seiner bekannten Wohnung aufwacht. Oder im eigenen Bett der eigenen vier Wände. Meist im eigenen Bett. Eigentlich immer im eigenen Bett. Nur mit den eigenen vier Wänden. Niemand sonst. Kein anderer. Alles andere wäre Machogehabe. Denn ein Macho bin ich auch nicht!
Silvester ist dann immer wie jedes Silvester. Zumindest nachher. Also wenn man mit Kopfschmerzen in einer anderen als seiner bekannten Wohnung aufwacht. Oder im eigenen Bett der eigenen vier Wände. Meist im eigenen Bett. Eigentlich immer im eigenen Bett. Nur mit den eigenen vier Wänden. Niemand sonst. Kein anderer. Alles andere wäre Machogehabe. Denn ein Macho bin ich auch nicht!
Am Ende ist Silvester eher unspektakulär. So richtig unspektakulär.
Das neue Jahr dann auch. Denn es fängt wirklich so an wie es aufhört. Und es
zieht den neuen Tag des Jahres einfach etwas herunter, wenn Silvester nicht gut
lief. Denn es ändert sich nichts von einem auf den anderen Tag. Es ist eine
Illusion. Nur die Zahl ändert sich. Eine Zahl, die einem sagt, dass ein langes
Jahr verdammt schnell vorbei gegangen ist. Man schon längst zum alten Eisen zählt. Und
man allein ist. Seit einem Jahr. Schon wieder. Immer noch. Junggeselle reloaded.
Auch Vorsätze retten einen von dieser gefühlten Demütigung
nicht: Treibe mehr Sport! Sei spontaner!
Arbeite mehr! Sei offener! Halte mehr Ordnung! Rauche nicht mehr! Nimm 5 Kilo
ab! Vorsätze. Eine Sackgasse, in die man
sich verrennt, wenn man nur stark und blindlings daran glaubt. Sie
bringen später nur Enttäuschungen mit sich, wenn sie feierlich gebrochen werden.
Es sind Sätze, die normalerweise vor all
den Dingen stehen sollten, die einen ausmachen! Etwas, das man vorsätzlich, bewusst und mit jeder Faser
tun sollte. Was für eine Krux! Vorsätze sind heutzutage eben genau das, wozu
man unbewusst nie in der Lage ist.
Vorsätze kommen von Innen heraus und strukturieren unser Leben. Intuitiv. Sie
richten es aus, weil sie unserer eigenen Triebfeder, unserem Willen und unserem
eigenen Wesen gemäß sind. Es ist Erkenntnis seiner Selbst. Bedingungsloses
Schauen seines eigenen verkorksten Wesens.
Das verkorkste Wesen, das gerade einigen Rotwein entkorkt
hat und sich angetrunken auf der Couch sielt oder jemanden Wildfremden gerade
den Rachen mit der Zunge tapeziert. Danach gibt's Sekt: Silvesterperle. Ganz trockene Sache. Mit ganzer Perle. Kopfschmerzen
inklusive. Vorsätze machen zu müssen, ist somit wenig originell, da diese oft
von außen angetragen werden, das Gespräch mit sich selbst ausschließen.
Vorsätze aufsetzen macht man heute in der Gesellschaft nicht für sich, sondern
für andere. Wenn man ehrlich ist. Denn die Gesellschaft und ihre hohe Meinung
von uns bedeutet uns doch viel mehr als wir uns eigentlich eingestehen wollen. Sei
doch mal ehrlich! Keine Vorsätze zu fassen, sind demnach die besten Vorsätze. Wenn
das kein Vorsatz ist! Also wenn man zu sich ehrlich sein will. Sein Selbst kann
man nämlich nicht umkrempeln wie einen Pullover. Ab und zu waschen und neu
einfärben. Das geht. Reicht auch. Du bleibst eben du! Kein Macho zu sein, bedeutet kein Macho zu sein. So sehr man sich auch manchmal Gegenteiliges wünschen mag. Allein an Silvester zu sein, bedeutet
allein an Silvester zu sein. Sich da falsche Vorstellungen zu machen, ändert
daran nichts. Ich nenne mich daher gerne Junggeselle. Ernsthaft bis scherzhaft. Es verdeckt, dass ich keine Frau habe, aber eine haben könnte. Und nebenbei klingt es gesellig. Kann ja auch mal ganz nützlich sein. Aber dass ich keine Partnerin habe, daran ändert es letztlich auch nichts. Allein bedeutet eben doch allein. Nicht nur zu Silvester.
Aber ganz besonders zu Silvester!
Aber ganz besonders zu Silvester!
Sich als Single seiner eigenen Ausweglosigkeit zu
vergegenwärtigen im Zoo der Primatenpärchen zu feiern, dazu hilft einen
Silvester sehr gut. Man merkt wie viel Arbeit man noch vor sich hat, zu etwas,
das man nicht weiß oder lange vergessen hat zu kennen. Noch weiß man, ob man es
überhaupt will. Diese Liebe. Die fehlt. Die man deshalb doch will. Am besten sofort. Man
bekommt sie aber nur mit allen Facetten. Und das heißt Silvester mit einer
Unmenge von Paaren zu feiern. Was für ein Spaß... Das sieht der Junggeselle so. Was er
noch sieht an Silvester, ist die Bilanz. Die Bilanz seines vergangenen Jahres. Spätestens
beim Feuerwerk leuchtet diese hell vor ihm auf. Beeindruckend unbeeindruckend. Immer ist
sie mehr negativ als positiv. Man merkt zu Silvester nichts von sich selbst und
seinen Stärken, nur was dazu fehlt. Und was allgemein fehlt. Zum Glück wie man
so schön sagt. Auch wenn man nicht weiß, was das ist. Nur Single zu sein, ist
es nicht. Das weiß man. Und das ist zu viel. So viel, dass man durchaus traurig
wird. Bin ja auch kein Macho, deshalb darf ich das.
Ich kann daher Leute nachvollziehen, die sich an diesem Tag
umbringen. Die es ein letztes Mal knallen lassen. Fulminanter Abschluss. Das
meine ich ganz sachlich, ohne Hintergedanken. Das Leben ist eben nicht immer
ein fiktiver Roman von Nick Hornby. Umbringen
sollte man sich nämlich nie, denn das Leben ist schön! Sehr schön. Auch wenn es
Silvester ist. Und man sich allein fühlt. Denn es ist der Tag im Leben eines
Singles an dem man sich eben allein fühlt. Weil es so ist! Das Bedürfnis, es
nicht zu sein, ist ganz stark da. Gleich vor oder nach den Kopfschmerzen vom
schlechten Sekt. So richtig. Spätestens bekommt man sein Alleinsein mit, wenn man
für sich alleine ist. Also im Stillen. Wenn man nach dem letzten Tag des Jahres
zur Ruhe kommt und wirklich mal ehrlich zu sich ist. Wenn man durch die nach
Schwefelpulver riechende Nacht nach Hause läuft, im zu vollen Bus nach Hause
fährt oder ermuntert in den Graben kotzt. Und jeden, den man sieht, sich liebevoll
umarmt oder abschleckt. Es fehlt etwas. Eine Liebe, die dich bedingungslos
optimistisch macht.
Denn Single an Silvester zu sein, heißt, optimistisch nach
Bedingungen von Liebe zu suchen, die in der Anlage nicht existieren. Doch
blöderweise siehst du reihenweise Leute, die genau diese Liebe haben und leben.
Ganz optimistisch leben sie diese. Nicht einfach allein! Nicht einfach so! Warum
auch immer: Sie sind zusammen weniger allein. Wie toll! Es ist nicht viel, aber
doch alles: Halten einer Hand, ein neckischer Blick, eine liebevolle Umarmung,
ein inniger Kuss; etwas, das unplanbar ist und einfach passiert. Etwas, das du dieses
Jahr wieder nicht hattest, aber du immer wolltest. Und auf das du wartest. Klassischerweise
immer genau an Silvester. Da wartest du darauf, dass es passiert. Du wartest am
Silvestertag auf ein anderes Silvester ohne Alleinsein. Um dich von dieser
nicht sehr tröstlichen Prognose nicht unnötig herunterziehen zu lassen, gibst
du dich dem tollen Buffet hin. Verdrängung deiner Einsamkeit ist immer gut. Prokrastination. Dafür ist ganz viel
Platz im Magen.
Das Buffet auf der Silvesterparty ist immer groß. Ganz
groß. Essen zu Silvester ist für Singles die Ersatzgeliebte. Flucht in einen
Alltag und eine Sache, die man auch lieben kann. Liebe geht ja bekanntlich
durch den Magen. Man kann ja schließlich auch bequem für zwei essen. Da bin ich ganz und gar Macho! Ist fast
so als wäre ein Partner neben dir. Für einen Moment ist man glücklich. Auch wenn
sich am Alleinsein nichts geändert hat und man allein ist. Auch mit vollem Bauch. Denn wie Schmetterlinge ist das Gefühl dann auch nicht unbedingt.
Irgendwann nach dem zurückgezählten Countdown und einer
euphorischen Sektverkostung beißen sich Pärchen. Schlimmer noch. Es beißen sich
Singles -mit oder ohne Niveau- herum. Sie haben sich gerade mal 3 Minuten
gesehen. Aus heiterem Himmel wird dann einfach geküsst. Der Erstbeste am
besten. Viele gibt es von diesen Singles nicht. Zumindest in meinem Alter. Erstens
sind auf der Party über die Hälfte Männer. Fällt schon einmal weg. Die andere kleinere
Hälfte ist entweder vergeben oder nicht dein Typ. Nicht dein Typ. Klingt fies,
aber das ist leider so. Natürlich gibt es auch Liebe auf den zweiten Blick, aber
wenn sich beim ersten Blick schon nichts gefühlsmäßig regt, dann weiß man
schon, dass es das nicht ist. Es ist eben nicht dein Typ und das ist okay. Ohne
Gefühl küsse ich nämlich niemanden. Und in diesem Fall ist Nicht-mein-Typ fast jeder! Also es gibt niemanden, den ich wirklich auf Anhieb küssen möchte. Natürlich kann man einfach mal eine Frau so küssen, aber da macht man
letztlich ihr und sich selbst etwas vor. Das will man oft nicht. Es ist nicht das.
Es ist nicht DIE Liebe. Nicht die Liebe, die man stoisch will und wild herbeisehnt. Fakt
ist: Ich küsse niemanden, der nicht mein Typ ist. Das löst bei mir einfach nichts aus. Bin halt doch kein Macho. Fakt ist auch: Mein Typ gibt
es bei jeder Party im Raum oft nur einmal. Einmal! Ganz genau nur einmal! Auf jeder
Party ganz genau nur einmal. Barney
Stinson hätte das nicht besser sagen können.
Du denkst nur, warum mache ich das nicht auch? Einfach mal
eine Runde mit jemanden herumknutschen. Stoisch oder wild. Ist doch ohnehin Silvester. Dich kennt eh kaum einer hier. Einfach jemanden abküssen. Am besten gleich deinen Typ Frau. Wenn nicht, dann eben nicht deinen Typ Frau. Die Erstbeste halt. Nicht schlecht. Nein, sogar ganz gut. Ist ja bewiesen. Küssen ist gut
für Seele und Gesundheit. Warum nicht! Du triffst eine Entscheidung.
...
...
Da plötzlich ein Filmriss.
...
Dann gehst du irgendwann am ersten Tag des neuen Jahres etwas
gezeichnet und müde nach Hause. Und du hast viel Zeit zum Nachdenken. Unverständlich
klar geistern deine Gedanken durch deinen berauschten Kopf. Wie Sternschnuppen
durch den klaren Himmel sausen. Kalt ist dir auch noch. Warum das so ist,
erklärst du dir umständlich. Der Alkohol lässt wohl nach. Die Wärme der
Menschen, die du magst auch. Die Menschen mit denen du gerade noch gefeiert
hast.
Nur immer wieder siehst du deinen Typ Frau auf der Party, den
jede Party nur einmal hat, mit jemanden rumbeißen. Ständig siehst du das. Problem
ist nur, dass du dieser jemand nicht bist. Oder warst. Ist ja schon vorbei und
dazu das zweite Silvester, was so lief. Und es macht dich irgendwie
unglücklich. Es verletzt dich. Du spürst dass dein Typ Frau irgendwie einen
scheiß Geschmack hat. Vielleicht ist es ja auch gar nicht dein Typ, gestehst du
dir ein und wiegst dich selbst in Sicherheit. Stimmt. Sie wäre eh nicht dein
Typ gewesen. Du schützt dich selbst vor der harten Wahrheit: Sie ist genau dein
Typ! Nur sie steht nicht auf dich! Sie hat dich nicht einmal als potentiellen Last-minute-Küsser
wahrgenommen. In Gedanken weißt du, dass sie, dein Typ Frau, mit dem
Kotzbrocken nach Hause gehen wird und mit ihm ins Bett steigen wird. Ganz
sicher. Ganz sicher weißt du noch etwas: Du weißt, dass er nicht der Richtige
für sie ist. Du weißt, dass sie sich unglücklich macht oder machen wird. Und
das im neuen Jahr! Cheers!
Du weißt, dass sie sich vielleicht selbst nur über ihr
Alleinsein oder ihren Ex-Freund hinwegtröstet und am Ende den Typen aus
Berechnung geküsst hat. Es ist schließlich Silvester. Fest der Singles und Feiertag
der Unglücklichen. Vielleicht will sie ihr Alleinsein an Silvester aus einer
komplexen Rechnung heraus kürzen, die unterm Strich keinen Raum für Liebe lässt. Einfach
mal nur Spaß haben und fleischliche Lust genießen. Wie Buffet. Bei dem Gedanken
wie sie mit ihm rummacht, wird dir schlecht. Dein ganz spezieller Silvesterknaller!
Klar ist dir, dass sie nach der Nacht, die kommt, noch unglücklicher sein wird.
Ganz fest glaubst du daran. Es ist das Einzige, was du glauben willst. Warum? Weil
es weh tut allein zu sein. Und du vielleicht noch eine Chance hast. Bei ihr. Sie
ist schließlich genau dein Typ. Du hoffst darauf, dass es so ist. Vielleicht
bist du dir sicher. Weil sie eigentlich schon wusste, dass der olle Typ ihre
Liebe nicht Wert ist und er ihr nicht das geben kann, was sie wirklich möchte
und sie schmerzlich sucht. Da sie genau dieses fahle Herumknutschen aus den
falschen Gründen eigentlich nicht möchte. Zumindest nicht mit einem, der sie
nicht so liebt wie sie ist. Und so liebt wie du sie liebst! Aber sie es trotzdem macht. Aus Angst vor dem
Alleinsein.
Vielleicht macht sie es auch nur aus Trost? Oder aus
Gewohnheit? Weil sie es nicht anders kann? Vielleicht weil ihre Sehnsucht sie
dazu bringt? Sie weiß also im Kuss mit dem Typen selbst, dass sie ihre größte
Traurigkeit verzapft. Ganz frisch von Neuem. Ganz bewusst. Ihren eigenen
Herzschmerz noch vergrößert. An Silvester. Da sie allein ist.
Wie du!
Du merkst, dass du allein bist.
An Silvester.
Dieses Silvester, das doch anders als andere Silvester laufen sollte. Das war doch deine Hoffnung.
An Silvester.
Dieses Silvester, das doch anders als andere Silvester laufen sollte. Das war doch deine Hoffnung.
Auch deine Nummer 1 auf der Party hofft vielleicht insgeheim, dass es heute und hier anders sein wird.
Anders sein muss, denn das neue Jahr muss anders werden. Doch es wird es nicht. Solange du nichts tust. Vielleicht wird es auch mit deinem Zutun nichts.
Und du spürst plötzlich, dass irgendetwas mit dir nicht
stimmt, da du doch eigentlich der hättest sein sollen mit dem sie sich herumknutscht
und die Nacht verbringen wird. Du müsstest ihr jetzt beispringen. Ihn, den
falschen Typen, wegreißen, dich notfalls mit ihm schlagen. Na gut das nicht. Zu
antiquiert. Nicht dein Stil. Du müsstest ihr deine Liebe und dein Verlangen
gestehen. Wenigstens das. Oder einfach entrüstet und gekränkt gehen. Sie
einfach stehen lassen. Damit sie spürt, dass du genauso fühlst wie sie. Ihr
eigentlich zusammen passen würdet. Ihr genau auf der Suche nach demselben seid:
Liebe. Wahrhafter Zweisamkeit. Doch auch das kannst du nicht. Du fühlst dich
gerade nur noch mehr allein. Du siehst deine Pseudo-Küsse übers stürmige Meer der
eng verschlungenen Pärchen davon wehen. Zerrissen im Wind des Jetzt.
Denn während sie den ekelhaften Typen abschleckt, ist sie
auch noch glücklich. So sieht es zumindest aus. Sie lächelt als ihr die
Endorphine und das Adrenalin durch den Körper schießen. Das Belohnungszentrum
des Gehirns macht gute Arbeit. Die Arbeit, die du auch hättest machen können!
Du ballst die Fäuste und drehst dich vom Schauspiel weg. Auch wenn du die
Bilder die ganze Zeit nicht aus dem Kopf bekommst. Du wirst diese auch nicht
aus dem Kopf bekommen, wenn du auf dem Weg nach Hause sein wirst. Denn es sind
ganz unbequeme Silvesterbilder. Die brennen sich ein. Ganz fruchtbar brennen
die sich ein.
Als du sie später zufällig auf der Party wiedertriffst, spricht
sie mit dir als wäre nichts vorgefallen. Als hätte sie nicht in mitten aller
Gäste diesen ekelhaften Typen geküsst. Und dabei gelächelt vor Entzückung.
Danke, Hormone! Sie fragt dich noch ob denn mit dir alles gut sei und dir der
Abend gefalle, was dir einen größeren Stich gibt. Einen ganz großen. Du
versuchst nichts Verletzendes zu sagen, cool zu sein, über den Dingen zu
stehen. Du musst es ja nicht gesehen haben. Einfach mal so tun als ob nichts gewesen wäre. Außerdem ist ein Junggeselle gesellig. Also alles
cool! Alles frisch. Nichts passiert. Alles wie immer zwischen dir und deinem
Typ Frau. Du liebst sie ja. Aber es frisst dich auf. Innerlich nagt es alles von deinem einsamen Herzen
ab. Du reißt dich mühevoll zusammen.
Du, das Frack an Traurigkeit und Verletztheit.
Du sagst locker es sei nicht dein Tag und du müsstest gehen. Du
bist zu alt, zu müde, hast keine Lust auf einen Partymorgen. Hast morgen etwas
vor und müsstest früh raus. Glatt gelogen. Aber das ist dir auch egal. Dabei
hast du nur keine Lust mehr dieses ewige Geknutsche zu sehen. Das Bild, das du
auch zu Hause nicht aus dem Kopf bekommen wirst. Jedes Mal, wenn du sie siehst,
sicher knutschend, überkommt dich erneute Traurigkeit und Verletztheit. Wie ein
Schwall. Ganz eitel ziehst du dich damit herunter. Und genießt dich darin, der Gekränkte
zu sein. Das willst du nicht. Wieder gestehst du dir das ein.
Doch Silvester ist wie jedes Silvester: Ein Tag an dem man sein Alleinsein spürt.
Wie jedes Silvester.
Doch Silvester ist wie jedes Silvester: Ein Tag an dem man sein Alleinsein spürt.
Wie jedes Silvester.
Denn wenn du ehrlich bist, bist du zu Silvester nun mal allein.
Also als Single.
Schon immer. Alle Jahre wieder.
Das ist das, was an diesem Tag wirklich zählt. Du wusstest das doch! Das, was dir -und jedem Single- wirklich etwas bedeutet. Und das schmerzt. Dass es dir sonst gut geht und du gesund bist, du allerhand erreicht hast und auf einiges stolz sein kannst, ist egal.
Zu Silvester ist das egal.
Plötzlich völlig egal.
Du bist Single und allein.
So gesellig ist das von diesem Standpunkt betrachtet, nicht.
Schon immer. Alle Jahre wieder.
Das ist das, was an diesem Tag wirklich zählt. Du wusstest das doch! Das, was dir -und jedem Single- wirklich etwas bedeutet. Und das schmerzt. Dass es dir sonst gut geht und du gesund bist, du allerhand erreicht hast und auf einiges stolz sein kannst, ist egal.
Zu Silvester ist das egal.
Plötzlich völlig egal.
Du bist Single und allein.
So gesellig ist das von diesem Standpunkt betrachtet, nicht.
Traurig? Ein bisschen. Nein, sehr traurig. Natürlich kann man sich auch
immer in ein Gefühl hineintrügen. Sich auf Silvesterfeiern und WG-Partys begehrt
machen, sich rar machen, sich als etwas ausgeben, der man nie sein wollte, nur
um einen tollen Abend zu haben, sich eine Larve seiner selbst überziehen. In
dieser gefällt man sich dann auch ganz annehmbar. Ganz ohne Probleme. Probleme..
Von denen hat man ja genug und sie holen einen früher oder
später sowieso ein. Meist früher. Rückblickend bekommt dann Silvester noch einen
bitteren Beigeschmack. Da man von der Entdeckung überrascht wird, dass man
gecheatet hat, sich selbst betrogen hat. Denn man war nicht der, der man
wirklich ist.
Silvester.
Ist wie jedes Silvester.
Sagte ich ja bereits. Ganz allein steht man dann da.
Vom Junggesellen zum Alleinstehenden. Passt besser.
Vom Junggesellen zum Alleinstehenden. Passt besser.
Dabei denkt man oft anders. Also wenn man sich auf Silvester gedanklich
vorbereitet und dieser Tag näher rückt. Silvester. Der Tag, der das ganze,
vergangene Jahr noch einmal auf einen Abend konzentriert. Der Tag, der für das
gesamte erlebte Jahr stellvertretend ist. Das Silbertablett deiner Jahreshighlights.
Wobei du dich gerade fragst, ob du überhaupt irgendwelche Highlights hattest. Naja.
Eigentlich war das ein tolles Jahr, doch an diesem Tag kommen plötzlich Zweifel.
Immer sind sie auf einmal da. Dabei hat man sie gar nicht eingeladen. Sie
tauchen vor Spirituosengläsern auf, die zu Trinkspielen gehoben werden. Sehr
schnell und sehr eklig. Sie schweben zwischen den sich küssenden Paaren und
Leuten, die alkoholisiert Spaß haben oder es auch so haben. Ganz ohne. Weil sie
sich hier und in diesem Augenblick wohl fühlen. Sie genau das sind, was sie
wirklich sind: sie selbst. Und jemanden haben. Jemanden, der sie liebt und den
sie lieben.
Ich kann nur gute Miene zum beklemmenden Spiel machen, das in meiner Brust abläuft.
Ich kann nur gute Miene zum beklemmenden Spiel machen, das in meiner Brust abläuft.
Eigentlich mag ich Silvester. Ich habe Freude an
Geselligkeit, guten Freunden, lecker Essen, Feuerwerk und einigen Aktivitäten,
deren Sinn nüchtern nicht hinterfragt werden sollte.
Man denkt es wird anders als jedes vorherig erlebte
Silvester. Dabei wird es immer schlimmer.
Nein, stimmt gar nicht. Es wird immer gleich schlimm.
Vielleicht weil man alt wird. Oder weil andere viel mehr Spaß haben als man
selbst und es auch gern haben würde. Dabei versucht man es doch nach besten Kräften.
Es knallt, man trinkt zu viel und man trinkt zu viel. Hatte ich das schon
gesagt? Eigentlich bin ich ja kein Saufkopf, aber...
Ach ja und man trinkt zu viel, weil man nicht anders kann. Sonst muss man sich ja noch ernsthaft mit sich selbst und seinen Verfehlungen auseinandersetzen und küssende Pärchen sehen. Spaßige Sache!
Ach ja und man trinkt zu viel, weil man nicht anders kann. Sonst muss man sich ja noch ernsthaft mit sich selbst und seinen Verfehlungen auseinandersetzen und küssende Pärchen sehen. Spaßige Sache!
Auch der Zwang, Spaß zu haben, ist nie größer als an
Silvester. Eigentlich traurig.
Nie ist das Bedürfnis, mal nicht allein zu sein, stärker
als an Silvester. Auch traurig. Wert ist es das selten. Nein, wert ist es das
nie!
Mit seinem Alleinsein allein zu sein, ist also ganz okay. Auch
an Silvester.
Für das kann man manchmal nicht viel.
Weil man so ist wie man ist.
Ein klasse Feuerwerk für sich.
Manchmal muss man es nur abbrennen. Ein letztes Mal.